Institut für Geschichte

David Kuchenbuch M.A.

Wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-geförderten Forschungsprojekt "Ordnungsdenken und social engineering als Reaktion auf die Moderne. Nordwesteuropa, 1920er bis 1950er Jahre"

Forschungsprojekt

In meinem Forschungsprojekt untersuche ich Varianten von Ordnungsdenken und social engineering als Reaktionen auf den Modernisierungsprozess in Deutschland und Schweden. Deutungs- und Funktionseliten in beiden Ländern, so die These, thematisierten die Auswirkungen der Moderne als Ordnungsverlust, als soziale Krise, auf die es mittels ordnender Intervention zu reagieren galt. Am Beispiel der Diskurse und Praktiken von schwedischen und deutschen Architekten und Stadtplanern von 1920 bis 1960 soll dieses Ordnungsdenken als ein Rationalitätstyp beleuchtet werden, der im 20. Jahrhundert in vielen Ländern der westlichen Welt große Wirkmacht entfaltete. Mittels wissenschaftlicher und technischer Verfahren, die die Modernisierung selbst bereitstellte, versuchten Experten, deren negative Effekte zu überwinden und die vermeintlich zerfallende Gesellschaft in eine stabile Gemeinschaft zu verwandeln. Die Ordnung von Wohnung und Stadtraum lässt sich als Versuch interpretieren, "soziale Fragen" – eine als konflikthaft empfundene Lebensumwelt, eine "chaotische", die Gesundheit gefährdende Urbanisierung, "Vermassung", Klassenantagonismen, angstbesetzte Freisetzungseffekte – durch rationales Haushalten mit verschränkten sozialen, ökonomischen, "biologischen" und demographischen Ressourcen zu beantworten. Architekten und Stadtplaner begriffen den Wohnraum als Interventionsbereich für die Veränderung der Gesellschaft als Ganzer.

Forschungsschwerpunkte

Deutsche und skandinavische, insbesondere schwedische Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Dabei gilt mein besonderes Interesse den Themen Wohlfahrtsstaat, Architektur, Planung, Wissenschaft, Literatur und ihren diskursiven Wechselwirkungen.