Institut für Musik

Methoden


Bei der Durchführung meines Promotionsvorhabens bediene ich mich empirischer Messmethoden, um temporale Hirnaktivitäten, Körperreaktionen oder emotionale Zustände bei der Durchführung bestimmter Wahrnehmungstests zur Melodieerkennung aufzuzeichnen und zu analysieren. Diese Methoden werden nachfolgend kurz vorgestellt.

Verhaltenstests (Behaviorale Tests)

Unter diesem Begriff verbirgt sich eine Vielzahl von Methoden, um die unterschiedlichen Ausprägungen menschlichen Verhaltens zu untersuchen. Subsummieren lassen sich alle diese Tests unter der Prämisse, dass Testpersonen Aussagen über ihr Verhalten treffen müssen. Dies geschieht beispielsweise mithilfe von Fragebögen, auf denen Personen Angaben zu bestimmten Themen machen, ihr eigenes Verhalten einschätzen, ihre Einstellung zu gewissen Dingen kundtun oder auch Antworten auf bestimmte Testreize dokumentieren.

Kognitive Tests

Diese Tests untersuchen, ob, zu welcher Zeit und/oder in welcher Form bestimmte Strukturen durchdrungen und ggf. erkannt werden. Hierbei kann es sich um jegliche Form von Stimuli (optische, akustische, etc.) handeln. Die Rückmeldung auf Seiten des Probanden erfolgt hier in der Regel durch eine Art Signalisierung (z.B. durch Betätigen eines Schalters, verbale Rückmeldung, Ankreuzen auf einem Fragebogen), ob, wann und/oder wie die gestellte Aufgabe bewältigt werden konnte. Klassische Formen kognitiver Tests sind hierbei Reaktionstests (beim Auftritt eines Reizes wird die Verzögerung gemessen, mit welcher die Testperson bspw. eine bestimmte Taste drückt, z.B. bei Audiogrammen, welche die Hörfähigkeit testen). Aber auch computergestützte Verfahren oder Fragebögen, in denen z.B. die Bekanntheit von Melodien abgefragt wird, spielen eine Rolle. Wichtig ist hierbei, dass die Möglichkeit zur Feststellung und Dokumentation der Reaktion der Probanden gegeben ist. Dies wird zunehmend durch automatisierte Testskripts auf einem Computer übernommen.

Biofeedback / Polygraphie

Durch die Regulation des zentralen Nervensystems kann unser Körper angeregt oder beruhigt werden. Dies kann gezielt oder unbewusst geschehen. Musikalische Wahrnehmung kann nun beispielsweise emotionale Zustände begünstigen, die sich oft in einer entsprechenden körperlichen Reaktion äußern. Derlei Reaktionen (Gänsehaut, Schauer laufen den Rücken herunter, Beklemmung, Angstgefühle, Freude) lassen sich durch eine plötzliche Zunahme der körperlichen Erregung (sympathische Aktivität) anhand verschiedener "Marker" messen: Blutvolumenrate, Puls, Atmung, Temperatur, Hautwiderstand. Dies erfolgt mittels eines entsprechenden Messgeräts, eines so genannten Polygraphen, welcher anhand auf dem Körper angebrachter Sensoren die spürbaren Auswirkungen der jeweiligen Organtätigkeiten erfasst und dokumentiert. Natürlich ist auch eine Messung entsprechender Beruhigungszustände (parasympathische Aktivität) messbar. Tatsächlich wird diese Technologie gern eingesetzt, um durch Musik verstärkte (unkontrollierte) körperliche Reaktionen zu erfassen.

Elektroenzephalographie (EEG) / Ereigniskorrelierte Potentiale (EKP)

Diese Technologie misst die Veränderung der elektrischen Spannungspotentiale in den cortischen Hirnwindungen durch Platzierung mehrerer Elektroden auf dem menschlichen Schädel, welche die Spannungswerte zuerst an einen Verstärker und dann an einen Computer weiterleiten, wo diese als Spannungskurven aufgezeichnet werden. Trotz gleichmäßiger Verteilung der Elektroden (links / mitte / rechts, bzw. vorne / mitte / hinten) lässt sich jedoch nur sehr vage lokalisieren, welche Hirnregionen für die Verarbeitung bestimmter Reize zuständig sind.
Viel bedeutsamer ist dagegen die Möglichkeit, zeitliche Veränderungen in den Spannungspotentialen zu dokumentieren. Auf diese Weise lässt sich beispielsweise untersuchen, wie auf minimale Veränderungen eines bereits bekannten Testreizes reagiert wird oder die Verarbeitung syntaktischer bzw. semantischer Strukturen in wahrgenommenen Informationen abläuft. Hierfür werden kleine zeitliche Ausschnitte im Millisekundenbereich nach dem Auftreten des Reizes aus den EEG-Wellen extrahiert, so genannte "ereigniskorrelierte Potentiale, EKP" (engl.: event-related potentials, ERP), die aufzeigen, ob und wie auf ein vorhergehendes Ereignis reagiert wird..