Institut für Biologie und Umweltwissenschaften (IBU)

Gebiet, Maßnahmen und Konzepte

Der für das Modellvorhaben ausgewählte Agrarraum befindet sich in Nordwestdeutschland, 5 km östlich der Stadt Lingen im Emsland. Die Abgrenzung des schwach besiedelten Gebietes erfolgte einerseits nach pragmatischen bzw. planungsorientierten, andererseits nach naturräumlichen Gesichtspunkten.
Bis zur ersten Hälfte dieses Jahrhunderts war das Landschaftsbild noch sehr abwechslungsreich gewesen: Es herrschten ein Nebeneinander von Äckern und Grünlandbereichen verschiedener Feuchtigkeitsgrade sowie stellenweise ungenutzte bzw. nicht nutzbare Niedermoor- und Bruchwaldflächen vor; die landwirtschaftlichen Nutzflächen wurden durch ein umfassendes Heckensystem kleinräumig gekammert.
Die größten Landschaftsveränderungen bewirkten die Meliorationsmaßnahmen in den 50er und 60er Jahren dieses Jahrhunderts, in deren Folge ein großer Teil des ehemaligen Feuchtgrünlandes durch intensive Entwässerung in Ackerflächen umgewandelt wurde, so daß bis Anfang der 90er Jahre fast 95 % des Gebietes Siedlungs- oder landwirtschaftliche Nutzfläche waren: Rund 60 % der Fläche wurden als Intensiväcker für den Getreide-, Rüben-, Raps-, Kartoffel- und v.a. Maisanbau genutzt. Auch die noch erhalten gebliebenen Grünlandbereiche unterliegen seither überwiegend einer intensiven Nutzung.
Nur noch ein Flächenanteil von etwa 7% konnte vor Beginn der Renaturierungsmaßnahmen als "im weitesten Sinne naturnah" angesehen werden, weniger als 1% befand sich in einem weitgehend "natürlichen" Zustand. Als Inseln von wenigen Quadratmetern bis maximal 6 ha fanden sich die naturnahen Bereiche (m.o.w. degenerierte Restflächen von Niedermoorwiese, feucht-nasser Erlen- Bruch-Wald und mäßig feuchter Eichen- Birken-Wald, Hecken) eingestreut in der Landschaft. Neben den hydraulisch gestalteten Fließgewässern und Gräben existierten noch vereinzelte Kleingewässer, die z.T. als Fischteiche extensiv genutzt wurden. Natürliche offene Wasserflächen waren sämtlich in Grünland oder Acker umgewandelt worden.
Die Entwicklungsziele lehnten sich weitgehend an einen historischen Zustand an, wie er vor etwa 50 Jahren im betreffenden Gebiet vorzufinden war. Es sind realistische, den übergeordneten Naturschutzprämissen angepaßte Ziele, die hinsichtlich der finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen als akzeptable Kompromißlösung angesehen werden können.

Bild


Ansatzpunkte für die Entwicklungsziele und Ausgangspunkte für die Maßnahmen bildeten vor allem die in Fragmenten erhalten gebliebenen Reste naturnaher Landschaftselemente. Die Maßnahmen konzentrierten sich auf 7 aufgekaufte "Gestaltungsräume" von insgesamt 110 ha Fläche, darunter 4 Flächenkomplexe (Feuchtgebiete) und 3 Vernetzungselemente (Bachauen und Wallhecken):
G1 - Feuchtgebiet Großer Brögberner Teich (27,2 ha, Fertigstellung Frühjahr 1995): Schaffung bzw. Reaktivierung eines größeren Feuchtgebietes mit Wasserflächen, Verlandungs- und Sumpfzonen sowie Feuchtwaldbereichen; Schaffung eines Zuleiters incl. Bachauenlandschaft;
G2 - Feuchtgebiet Kleiner Brögberner Teich (11,8 ha, Fertigstellung Winter 1997/98): Schaffung bzw. Reaktivierung eines größeren Sumpfgebietes mit Wasserflächen, Verlandungs- und Sumpfzonen sowie Feuchtgebüschen;
G3 - Moorwiese bei Brockhausen (6,0 ha, Extensivierungen seit 1991/92, Ende der Baumaßnahmen 1992): Ausweitung von Niedermoorwiesen durch Vernässung und Extensivierung, Anlage von Kleingewässern;
G4 - Feuchtgebiet Baccumer Bruch (37,4 ha, Extensivierungen seit 1992, Ende der Baumaßnahmen und Beginn der Wiedervernässung im Frühjahr 1996): Schaffung bzw. Reaktivierung eines größeren Feuchtgebietes mit Erlen-Bruch-Wald, Niedermoorwiesen, Wasserflächen mit Verlandungs- und Sumpfbereichen;
G5 - Lingener Mühlenbach (4,7 ha, fertigstellung Frühjahr 1996): Rückbau in eine Bachauenlandschaft mit den verschiedensten Feuchtbiotopen von Stillgewässern bis Feuchtgebüschen;
G6 - Schillingmanngraben (7,2 ha, Fertigstellung Frühjahr 1996 bzw. Winter 1997/98): Rückbau in eine Bachauenlandschaft mit den verschiedensten Feuchtbiotopen von Stillgewässern bis Feuchtgebüschen;
G7 - Heckensystem (ca. 9 ha zu schaffen, d.h. ca. 9 km von ca. 10 m Breite, Fertigstellung Winter 1997/98): bereichsweise Schließung des bestehenden Heckensystems durch Pflanzungen mit standorttypischen Gehölzen.

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