Tagung IuK 2005; IZ Bonn, 11.Mai 2005

der IuK Initiative für Information und Kommunikation der wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland

Eberhard R. Hilf, Institute for Science Networking Oldenburg GmbH

Großen Dank für die professionelle Organisation.

Die Fragen stammen vom Einladenden.

Diesen Beitrag finden Sie auf
www.isn-oldenburg.de/~hilf/vortraege/iuk05/

Urheberrechtsverfügung: Jedes Slide darf von Ihnen in eigenen Vorträgen verwendet werden. Eine Fussleiste als Zitat mit Link auf das Original ist Voraussetzung.

  1. Dieses Dokument zum Browsen; [Offizieller Link ist http://www.isn-oldenburg.de/~hilf/vortraege/iuk05/ ]
  2. Dieses Dokument als Slide-show
  3. Dieses Dokument zum Ausdrucken

Abschlußdiskussion: zehn Fragen, mindestens dreihundert Meinungen.

0 Was macht das Institute for Science Networking Oldenburg?
Digitale Dienste für wissenschaftliche Fachgesellschaften und Bibliotheken [Open Access, Verlags-workflow (GAP-works), Metadata]

 


Vorfrage:


Die Regierung novelliert zur Zeit das Urheberrechtsgesetz 'Korb 2'...

Die Anforderungen der Wissenschaften bleiben gleich, sind den Politikern aber nicht bekannt.

Das UrhG rührt alle Nutzungsarten in einen Paragraphen
[private, wissenschaftliche, kulturelle, industrielle, konsumptive].

Das BMJ will (nur) Mittler sein zwischen Verwertungsindustrie und Anforderungen der Wissenschaft sein.

Die Wissenschaft zu Gehör zu bringen, ist erst dem Aktionsbündnis Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft gelungen.
www.urheberrechtsbuendnis.de
Diskussions-Stand: Bundeskanzler, Parteien-Meinungsbildung.
1 ! Der Entwurf des BMJ
ist besser als nichts, eine Verbesserung, nicht genug !

 


Erste Frage:
Zusammenfassung aller Quellen zu Open Access www.zugang-zum-wissen.de

Die USA sind nicht voraus, sondern hinterher.

1994: Individuelles Archivieren: Alle Physik-Fachbereiche in DE haben WWW-Server
1995: Verteiltes Quellensammeln: PhysNet [www.physnet.net], Math-Net [www.math-net.de]
1996:Institutionelles verteiltes Archivieren: Dissertationen Online [ausgehend von einer AG der IuK]
National: Dissertationen (DDB-UB-Fachbereiche System).

Metadata: CARMEN (1996) [und eine Form für jeden: MMM]

Erst die fehlende Förderung [global info..] und die fehlende Führung durch die IuK wendet das Blatt.

2 ! Open Access hat sich in Deutschland längst durchgesetzt.
Aber kaum einer weiss es, sucht dies, nutzt dies !

 


Zweite Frage:
Die Herausforderung heisst Finden. Testautor hat 300 wiss. Arbeiten auf dem Netz:
gefunden werden 36 (CARMEN), 20 (Scirus), 12 (Google-scholar), 5 (citebase), 3 ( IA-Registry).

'Open Access' weist nur Arbeiten nach, die von OA-Dataprovidern angeboten werden.
Was tun zur Verbreitung?

2 ! OA fördert den Zugang und die rasche Verbreitung:
ein volkswirtschaftlicher Wettbewerbsfaktor !

 


Dritte Frage:
Renommee hängt zunehmend am Gelesen und Zitiert werden (sic!).

Die z.Zt. 1.300 wissenschaflichen OA-Zeitschriften haben vollkommen vergleichbares Gutachter-Profil.

Renommee und Verbreitungsform sind voneinander unabhängig,
aber OA wird 2-10 mal mehr zitiert.

Offenes Referieren ist bei Renommee überlegen (siehe IUPAP-Conference on Misuse of refereeing and Toll access publishing 2003)

Je früher und breiter die Kontrolle durch die Community einsetzt, je rascher und effektiver trennt sich die Spreu vom Weizen.

3 ! Open Access ist für das Renommee förderlicher als Toll Access.
Aber die Fachgesellschaften sagen es Ihren Mitgliedern nicht, weil sie zum Teil an TA verdienen !

 


Zwischenfrage:
Bei wirtschaftlich-technischen Umbrüchen treiben die Bewahrer und die Visionäre die Reform voran:
die einen erhöhen den Leidensdruck, arbeiten kontraproduktiv [Bremer Rätsel],
die anderen bereiten den Weg, arbeiten produktiv [IfP-Experiment].

4 ! Nein, denn die Bremser verstärken den Druck zum Umbruch zu Open Access !

 


Vierte Frage:
  1. Verabschieden der Novellierung Korb 2 des UrhG in der jetzigen Fassung.

  2. Entkoppelung der Wissenschaft aus dem UrhG hin zu einem eigenen Gesetz

    [DINI-Vorlage] allein gemäß der Anforderungen der Wissenschaft.

  3. Das BMJ möge nur die betroffenen Bürger anhören, nicht die Lobby-Firmen (Lobbokratie),

  4. die Förderung der Wissenschaft, der zukünftigen Entwicklung der Wirtschaft sollte Vorrang vor der Subventionierung der verkrusteten internationalen Wissenschafts-Verlage haben.
Zitat: ' Die Wissenschaftler sind unsere natürlichen Feinde' [Sprang, Börsenverein auf der BMJ-Anhörung zum Referenten-Entwurf für den 2. Korb am 15.11.2004 in Berlin]

5 ! Ein eigenes Gesetz für das UrhG für Bildung und Wissenschaft ! [DINI-Vorlage]

 


Fünfte Frage:
I. Die meisten Förderungen zielen bisher auf
- beobachtende Analysen, Erhebungen,
- experimentelle Entwicklungen,

Der Nutzer als 'Forschungsobjekt' ist dagegen ziemlich unbekannt.

Erfahrungen über optimale innovative Dienste gewinnt man nur durch das Wagnis, sie anzubieten, und aus dem Response der Nutzer heraus, den Dienst zu verbessern.

II. Übertragung von erfolgreichen Diensten und Erfahrungen auf andere Fächer
[aus unserer Sicht: XxxNet; vs-chemie, LiLi, IfP].

III. Degressive Startförderung von verteilten OA-Fachgesellschafts-Dataprovidern und -Diensten
6 ! Statt im Stillen zu werkeln, sollten Ideen und Dienste zur Verbreitung und Nutzung mehr gefördert werden !

 


Sechste Frage:
Durch die Arbeitsgewohnheiten sind die Möglichkeiten digitaler Dokumente und webbasierter Interaktion noch nicht besonders ausgelotet.

Die Anforderungen der Wissenschaften bestimmen die Wahl der Informationsarten.

Statt statischer, erst nach geraumer Zeit einsehbarer Dokumentensketche

7 ! Alle Arten von Kommunikation mit Worten und Daten !

 


Siebte Frage:
OA leistet breitesten instantanen Zugang.

Für die Langzeitarchivierung kulturellen und wissenschaftlichen Erbes braucht es mehr:

  1. offene Lesbarkeit in nichtproprietärem Code,
  2. vollständige semantische Kodierung (semantic markup),
  3. von kommerziellen Interessen unabhängige Archivierung (öffentliche Bibliotheken)
  4. Mitarchivierung des Verständnisses, der Einbettungsinformationen
  5. Auswahl, Bewertung, Kondensieren, Neufassen durch Wissenschaftler der jeweiligen Fachgesellschaften,
  6. Technisch: Migrieren, Refreshen, nationales und internationales Spiegeln
  7. Verständnis der Fachgesellschaften, dass sie die Anforderungen setzen müssen.

8 ! Kulturelles Erbe wird gesichert durch semantisch vollständige Dokumente, durch Open Source Programme, durch öffentliche und offene Bibliotheken und durch die Zuwendung der Fachgesellschaften!

 


Achte Frage:
Die wissenschaftlichen Communities bestimmen, was Qualität ist.
Ein riesiges unausgeschöpftes Aufgabenfeld der Fachgesellschaften und ihrer menschlichen Reviewer, Referees, Condenser, Summarizer.

Der Leser / die Leserin bestimmen, was für sie relevant ist.
Dazu müssen sie aber alle denkbaren Quellen durchsuchen und dort das Relevante herausfiltern können, - durch semantisch verständige Dienste,
durch Autoren, die von ihren FGs ausgebildet wurden, semantisch verständlich zu schreiben [Hilfen: TeXDocCenter, Markupsprachen-Hilfen [MathML, CML, PML, ..]

9 ! Förderung von Projekten, wo diese Rollen geübt werden !

 


Neunte Frage:
Das Hinterfragen der eigenen Tätigkeit ist schon immer zentraler Teil der Wissenschaft.

Die Hochschulen treten zunehmend in Wettbewerb untereinander um
-- Ansehen über das Gelesen und Zitiert werden [Sichtbarkeit im Web und bei den Kollegen]
-- Dozenten und Geld (Arbeitsmöglichkeiten wie Literaturversorgung)
-- Studenten (Qualität der Lehre).

Die Lehre wird durch eLearning der Begutachtung zugänglich.

Die Evaluation, Bewertungen, Begutachtungen werden zentraler Teil der wettbewerblichen Hochschule sein.

Die Fachgesellschaften sollten selbst Evaluationen zu Wissenschaft und Lehre durchführen.

10 ! Kompetente Evaluationen fördern den Wissenschaftsprozess !

 


Zehnte Frage:
Die Anforderungen der Wissenschaften bleiben gleich, sind den Politikern aber nicht bekannt.

Das UrhG rührt alle Nutzungsarten in einen Paragraphen
[private, wissenschaftliche, kulturelle, industrielle, konsumptive]

Das BMJ will (nur) Mittler sein zwischen Verwertungsindustrie und Anforderungen der Wiss.

Wissenschaft zu Gehör bringen:
[Von Presse-Erklärungen (IuK, DINI, AB), bis zu BMJ-Anhörungen, Gespräch BMJ]

Diskussions-Stand: Bundeskanzler, Parteien-Meinungsbildung.

1 ! Der nachgebesserte Entwurf des BMJ
ist besser als nichts, eine Verbesserung, nicht genug !