Institut für Biologie und Umweltwissenschaften (IBU)

Vegetationskundliche und faunistische Begleituntersuchungen und Erfolgskontrolle

Das Projekt wird seit 1993 durch unsere Arbeitsgruppe wissenschaftlich begleitet: Als Voruntersuchung wurde 1993 eine Vegetationskartierung durchgeführt und Samenbankproben gewonnen. 1994 wurden Empfehlungen für Maßnahmen abgegeben und die Bauphase begleitet. 1995, ein Jahr nach Beendigung der Maßnahmen, wurden faunistische Bestandsaufnahmen durchgeführt und als erster Schritt einer Erfolgskontrolle ausgewertet. 1998 wurde die Bestandsentwicklung der Libellenfauna erneut dokumentiert sowie die Gewässer- und Gewässerrandvegetation aufgenommen.
Das Hauptziel der in den Jahren 2000/20001 durchgeführten Untersuchungen ist die Erfolgskontrolle eines naturschutzorientierten Entwicklungskonzeptes, das die Lebensbedingungen der für die Region charakterischen Flora und Fauna nachhaltig und dauerhaft verbessern soll. Im Vordergrund steht die kritische Effizienzbeurteilung bestimmter ökotechnischer Maßnahmen (Um- und Rückbaumaßnahmen einer Fließgewässerstrecke, Grabenaufweitungen, Schaffung von perennierenden und periodischen Stillgewässern) verbunden mit Nutzungsextensivierungen im umliegenden Feuchtgrünlandbereich.
Die Erfolgskontrolle im Rahmen der floristischen und vegetationskundlichen Unter- suchungen werden in erster Linie auf Grundlage einer Biotoptypenkartierung sowie durch die Dokumentation der Flora und Vegetation auf repräsentativen Dauerflächen durchgeführt.

Im einzelnen werden folgende Fragen beantwortet:


1. Haben sich in den umgestalteten und extensivierten Flächen die Pflanzengesellschaften in Richtung auf das ökologische Leitbild entwickelt?
2. Sind korrigierende Eingriffe zum Erreichen der Ziele notwendig?
3. Welche vorher im Gebiet nicht (mehr) vertretenen Arten konnten sich neu (wieder) etablieren?
4. Welche Auswirkungen haben die Grabenaufweitungen auf die Vegetationsentwicklung der angrenzenden Flächen?
5. War die Ansaat von Gräser-Kräuter-Mischungen sinnvoll? Konnten sich die angesäten Kräuter in der gewünschten Dichte etablieren? War die Aussaatstärke von 5g/qm ausreichend?
6. Welche Arten entwickelten sich in welcher Dichte aus dem an der Norderbäke angedeckten Moorboden, welche Arten entwickelten sich aus der "Heublumenansaat"?

Im Rahmen der faunistischen Untersuchungen wird vor allem folgenden Fragen nachgegangen:


1. Inwieweit lassen sich nach 6 Jahren Verbesserungen der Situation für die Fauna erkennen?
2. Haben sich für nordwestdeutsche Feuchtbiotope charakteristische und artenreiche Tierartengemeinschaften etabliert?
3. Haben sich die Anteile von Allerweltsarten einer norddeutschen Durchschnittsland-schaft zugunsten von biotopspezifischen und/oder gefährdeten Arten verschoben?
4. Wie ist das Habitatpotential für die Fauna mittel- und langfristig einschätzen?
5. Sind korrigierende Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen im Hinblick auf die ursprünglich gesetzten Ziele zu empfehlen?

Bild

Überflutetes Feuchtgrünland im Winter

Aus pragmatischen Gründen muß im Rahmen ökofaunistischer Bestandserhebungen und Zustandsanalysen eine Einschätzung der "ökologischen Gesamtsituation" anhand weniger ausgewählter Indikatorgruppen vor-genommen werden. Im vorliegenden Fall wurden Tiergruppen ausgewählt, die charakteristisch für den Landschaftsraum sind und die gute Indikator-Eigenschaften bezüglich der naturschutzfachlichen Qualitäten der zu schaffenden Biotope aufweisen:
1. Amphibien: Indikatoren für die Qualität von kleineren bis mittleren Stillgewässern (Laichhabitat) sowie der umgebenden Feuchtbiotope (Sommer- und Winterhabitate)
2. Laufkäfer: Indikatoren für die Habitatvielfalt von Feuchtgebieten und verschiedener Strukturparameter (Bodenbeschaffenheit, Wasserstandsschwankungen, mikroklimatische Faktoren wie Feuchte, Temperatur, Licht) sowie Nutzungsextensivierungen;
3. Heuschrecken: Indikatoren für die Habitatvielfalt in Feuchtgebieten und extensivem Grünland sowie verschiedener Strukturparameter (v.a. Art und Ausprägung der Vegetation, Mikroklima), empfindlich gegenüber Nutzungsänderungen.
4. Libellen: Indikatoren für die Qualität von Fließ- und Stillgewässern (Larvalhabitat) sowie der Uferstrukturen (Vegetation, Beschattung, Nutzung)
Die Bestandserfassungen der Avifauna werden durch ortsansässige Ornithologen durchgeführt.