Institut für Biologie und Umweltwissenschaften (IBU)

Beschreibung des Projektes

Im Jahr 1994 wurden an der Großen Norderbäke in der Gemeinde Westerstede (Landkreis Ammerland) umfassende Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt. Ziel der Renaturierung war die Entwicklung einer naturnahen Feuchtwiesen- und Bachauenlandschaft mit den für diese Bereiche charakteristischen Pflanzen- und Tiergemeinschaften. Es entstand eine renaturierte Aue, deren extensiv genutzte Randbereiche einen Puffer zu den intensiv bewirtschafteten Flurstücken bilden.

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Extensive Rinderweide mit neu angelegtem Tümpel


Das Renaturierungsgebiet liegt ca. 25 km nordwestlich von Oldenburg in der Gemeinde Westerstede. Die Norderbäke entwässert über die Ollenbäke, die Jümme und Leda in die Ems. Das Gebiet kann durch einen Rückstau aus der tidebeeinflußten Ollenbäke zeitweise überflutet werden. Das gesamte Untersuchungsgebiet umfaßt eine Fläche von 35 ha, die Länge des Gewässerabschnittes beträgt 2040 m.
Ziel des Vorhabens war es, mit möglichst geringem Bauaufwand und niedrigen Kosten durch ein aufeinander abge-stimmtes Maßnahmenbündel die Bedingungen für Flora und Fauna vor allem der amphibischen und aquatischen Ökosysteme durch Wiederherstellung von für den Landschaftsraum typischen Strukturelementen zu verbessern.

Als Maßnahme zum Hochwasserschutz ist die Schaffung von Retentionsraum durch Aufweiten des Gewässerprofils anzusehen.Außerdem sollte ein Beitrag zur Sicherung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes geleistet und die Erlebnisqualität der Landschaft gesteigert werden. Zu den Besonderheiten des Projektes gehört es, die angrenzenden Grünlandflächen im ursprünglichen Auebereich der Bäke in die Renaturierungsmaßnahmen gezielt mit einzubeziehen. Auf diese Weise sollte eine ökologische Vernetzung von verschiedenen Feuchtgebiets-Systemen ermöglicht werden. Ökologisches Leitbild bei der Konzipierung der Maßnahmen war dabei die Entwicklung eines vielfältigen Systems von Feuchtgebietsgesellschaften, Röhrichten und Seggenriedern unterschiedlicher Trophie- und Feuchtigkeitsstufen. Durch Schaffung geeigneter Brut-, Rast- und Nahrungsbiotope ist das Projekt damit auch in das Wiesenvogel-Schutzprogramm des Landkreises integriert.
Bei der Durchführung der Renaturierungsmaßnahmen wurden außerdem verschiedene technische Varianten zur Erprobung in das Vorhaben einbezogen. Insgesamt werden damit Erfahrungen, die mit diesem Projekt gewonnen werden können, nicht nur innerhalb des engeren Planungsgebiets Bedeutung haben, sondern voraussichtlich auch modellhaft auf vergleichbare Naturräume Nordwestdeutschlands übertragbar sein.

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Aufweitung eines Grabens


Im einzelnen wurden folgende Maßnahmen mit z.T. experimentellem Charakter durchgeführt:

- Böschungen der Norderbäke wurden abgeflacht und Mähgut der Calthion-Feuchtwiese auf die abgeflachten Ufer ausgebracht.
- In der Bäke wurden zur Initiierung von Mäandrierungen Störstellen eingebaut.
- Neu gestaltete, offene Flächen wurden mit Gras-Kräutermischungen oder mit aus dem Gebiet stammenden Heu- blumensamen angesät oder soweit vorhanden mit Moorbo-den (als potentieller Samenbank) angedeckt.
- Zwei Abzugsgräben wurden aufgeweitet und zur Norderbäke statt über Rohrdur-chlässe über Furten angeschlossen.
- Im Ansatz vorhandene Senken wurden ausgedehnt sowie neue Stillgewässer ange-legt.
- Standortfremde Gehölze wurden entfernt und randlich als "Totholzinsel" gelagert.
- In den umliegenden Gebieten erfolgte eine extensive Nutzung mit Auflagen (max. 2 GVE/ha).

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