Kunst sieht Mathematik |Arbeiten

Sandra Robbers:

Soll und Haben ?

Im 15.Jahrhundert erschien das erste gedruckte Buch, in welchem die Zeichen "plus" und "minus" erschienen. "Arithmetica integra" erfasst erstmals das Wesen der negativen Zahlen vollständig. Die gleichzeitige Erfindung der doppelten Buchführung in Italien nimmt direkt Bezug auf die Erfassung negativer Zahlen. Geld stand nicht mehr nur für Reichtum, sondern die Funktion des Geldes erstreckte sich auf die einer Recheneinheit, welche die Menschen verwenden, um neben Preise auch Schulden, also "Minusgeld" zu notieren. Im unmittelbaren Zusammenhang hierzu steht die emotionale und gedankliche Besetzung der Begriffe "plus" und "minus". Ein "plus" auf dem Konto zu haben wird in der Regel positiv bewertet, hingegen birgt ein "minus" dagegen negative Assoziationen. Schulden auf dem Konto lösen Irritation, Emotionen negativer Art aus, gleichsam Banknoten, deren Fälschung sich dem Betrachter geradezu aufdrängen.

Der Anblick eines prallgefüllten Koffers mit bekannten Banknoten dagegen scheint bei dem Betrachter ein Gefühl der Begeisterung zu bewirken. So manchem mag es ähnlich ergehen beim Betrachten eines Kunstwerkes, von dem er weiß, dass dessen Marktwert in ähnlicher Höhe wie die eines mit Geld gefüllten Koffers rangiert. Aber wie genau verhält es sich mit Kunstwerken? Liegt die Begeisterung darin, zu erkennen, wieviel Plus in Form von Vermögen ein Kunstwerk beinhaltet, oder bewegt das Wissen um den "Wert" des Kunstwerkes den Betrachter dazu, das künstlerische Wesen erkennen zu wollen? Macht derjenige, der wider besseren Wissens ein Vermögen in eine gelungene "Fälschung" eines Meisterwerkes steckt, ein "Minusgeschäft?". Und schließlich: kann Geld bzw. die Darstellung von Geld gleichzeitig Kunst sein?

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